Wieder einmal gibt es neue Studien zum Rohfleisch fĂŒr Hunde

Diesmal kommen sie aus Portugal. Es sind seriöse Studien nicht nur zu Rohfleisch, sondern zu Hundefutter!

Was daraus in den Medien gemacht wird, ist eine echte Katastrophe!

Die erste Studie fand laut RTL in 9% des Dosenfutters, in 53% des Trockenfutters und allen Rohfleischprodukten multiresisitente Enterokokken. Das ist wirklich erschreckend, aber auch nicht verwunderlich, wenn man weiß, dass die Hauptquelle fĂŒr multiresistente Keime die Massentierhaltung ist. Rohfleisch stammt leider zum großen Teil aus der Massentierhaltung (in Portugal, die HerkunftslĂ€nder des Fleisches wurden nur als EU bezeichnet). Da Rohfleisch nicht gekocht ist (wie der Name schon sagt), finden man natĂŒrlich hier mehr Keime als bei anderem Futter.

Erstaunt hat mich der hohe Anteil im Trockenfutter!

Im Vergleich dazu war der Prozentsatz der Hundehalter mit MRE im Körper doch sehr gering. 70 Haushalte mit Hunden wurden untersucht, wobei hier nirgends in der Presse mitgeteilt wird, was die Haushalte fĂŒr Futter genutzt haben (alle Rohfleisch?). Laut RTL fanden sich bei drei gesunden Menschen und bei zwei Hunden die multiresistenten Keime. Wo hat sie wohl der der dritte Mensch her?

Leider sind die Informationen erschreckend ungenau:

RTL schreibt Enterokokken in 53% des Trockenfutters, 9% beim Nassfutter, 100% beim Rohfutter

alleneuigkeiten.com schreibt 54% aller untersuchten Futtersorten (Zitat: 22 Nassfutter, 14 rohe TiefkĂŒhlkost, 8 Trockenfutter, 7 Leckerlis und 4 Halbnassfutter) von 25 Marken, die in Portugal und im Rest Europas erhĂ€ltlich sind. Die rohen TiefkĂŒhlkost enthielt Rindfleisch, Gans, Ente, Lachs, Pute, Huhn, Lamm und GemĂŒse.) wĂ€ren mit Enterokokken kontaminiert.

oekotest.de erklÀrt 8% der Hunde und 3% der gesunden Menschen wÀren TrÀger

Spiegel.de/wissenschaft: spricht von 80 Haushalten

RTL : spricht von 70 Haushalten

Die Veröffentlichung zur Originalstudie finden man hier: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0168160521002439

Das waren nur ein paar Beispiele aus dem Informationswirrwarr im Internet. Wenn wir uns die Originalstudie anschauen, sehen wir als allererstes, dass es nicht um Rohfleisch ging sondern um Hundefutter!

Der Konsenz der Studie ist nĂ€mlich: Zitat: Industrielles Hundefutter ist ein Vehikel fĂŒr multiresistente Enterokokken, die Virulenzgene tragen, die hĂ€ufig mit menschlichen Infektionen in Verbindung gebracht werden.

Hier dazu noch ein paar Fakten aus dem Original:

Enterokokken (n = 184; 7 Spezies; >85% E. faecium und E. faecalis) wurden in 30 Proben (54%) verschiedener Typen (14 roh, 16 wĂ€rmebehandelt-7 trocken, 6 nass, 3 behandelt) nachgewiesen. E. faecium und E. faecalis waren in trockenen bzw. nassen Proben hĂ€ufiger. Mehr als 40 % der wiedergefundenen Enterokokken waren resistent gegen Erythromycin, Tetracyclin, Quinupristin-Dalfopristin, Streptomycin, Gentamicin, Chloramphenicol, Ampicillin oder Ciprofloxacin, und in geringerem Maße gegen Linezolid (23 %; optrA, poxtA) oder Vancomycin und Teicoplanin (je 2 %; vanA). Multiresistente Isolate (31 %), auch gegen Vancomycin und Linezolid, wurden meist aus rohen Lebensmitteln gewonnen, obwohl sie auch in feuchten Proben oder Leckereien nachgewiesen wurden…… Diese Studie zeigt, dass Hundefutter von internationalen Marken ein Vehikel fĂŒr klinisch relevante Enterokokken ist, die Resistenzen gegen Last-Resort-Antibiotika und relevante Virulenzgene tragen, und positioniert damit Heimtiernahrung als eine wichtige Quelle fĂŒr die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen im One Health-Kontext. Die hohe Inzidenz von Enterokokken in einer Vielzahl von Hundefutterproben weist auf die Notwendigkeit hin, die Auswahl von Rohstoffen, Herstellungs- und Hygienepraktiken in einem weltweit wachsenden Lebensmittelsektor zu ĂŒberprĂŒfen. Zitatende.

Ja, es ist erschreckend! Aber es ist kein Problem des Hundefutters.

Es ist ein Problem der Massentierhaltung!

Was noch erschreckender ist, ist der Umgang der Medien damit:

Überschrift RTL: Wieso das Hundefutter dem Menschen den Tod bringen kann. Reißerischer geht es wohl kaum!

Überschrift oekotest.de: Multiresistente Bakterien in Hundefutter: Gefahr fĂŒr Mensch und Tier. Etwas gemĂ€ĂŸigter, aber hier wird ĂŒberhaupt nicht darauf eingegangen, dass auch Trockenfutter stark befallen (ĂŒber 50%) war.

Einzig Spiegel online/Wissenschaft hĂ€lt sich etwas mehr an die Originalstudie mit folgender Überschrift: Forschende warnen vor multiresistenten Bakterien in Hundefutter

Irgendwie hat man trotz allem das GefĂŒhl, dass sich die Trocken- und Nassfutterindustrie die HĂ€nde reibt. Das Rohfleisch war wieder am meisten belastet und darauf wird in jedem Artikel hingewiesen.

Hier sollte man normalerweise folgende Frage stellen: Wie kann man das Fleisch fĂŒr alle sicherer machen?

Dazu fÀllt mir nur eine Antwort ein: Weg mit der Massentierhaltung in der Landwirtschaft!

Vom Tierleid mal abgesehen, machen wir uns alle damit krank. Das Fleisch, das fĂŒr Menschen im Supermarkt angeboten wird, ist ja nicht viel weniger belastet.

Also: Wir kennen das ja schon von Corona, HĂ€ndewaschen nicht vergessen! Auch wenn Sie Ihr eigenes Schnitzel zubereiten.