Die Diagnose Krebs ist für den Hundebesitzer ein großer Schock. Sofort muss man Entscheidungen treffen: OP oder nicht, konventionelle Behandlung oder lieber alternativ und natürlich, welche Fütterung ist die gesündeste?Barfmenu

Hier gehen die Meinungen extrem auseinander. Manche Hundebesitzer geben das gewohnte Futter weiter und setzen auf zusätzliche Vitamine, andere stellen ihre Hunde auf BARF um und die Hundehalter, die schon barfen, benutzen vermehrt Bio-Produkte und geben außerdem noch besondere Futterzusätze.

Überall kann man nachlesen, dass Kohlenhydrate sofort auf ein Minimum zurückgefahren werden müssen.

Was steckt hier dahinter?

Diese Behauptung stützt sich auf Tierexperimente, die zeigen, dass eine Fütterung mit geringem Kohlenhydratanteil bei Mäusen ein Tumorwachstum verlangsamen konnte.

Hierzu gibt es leider widersprüchliche Informationen:

Einige Quellen (z.B. die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft) sagen: Zitat: “Die Ergebnisse dieser Experimente sind nicht eindeutig. In einigen Experimenten konnte das Tumorwachstum verlangsamt werden. In anderen kam es nach einiger Zeit zu stammzellartigen Veränderung von Tumorzellen. In diesen Tierexperimenten wurde nach anfänglicher Verlangsamung des Tumorwachstums ein beschleunigtes Wachstum beobachtet. Darüber hinaus zeigen einige Experimente, dass nur bei denjenigen Tieren eine initiale Wachstumsverlangsamung des Tumors zu sehen war, bei denen es auch zu einer Gewichtsabnahme kam. Außerdem gibt es Experimente, die zeigen, dass das Entscheidende für die Wachstumsverlangsamung die Gewichtsabnahme ist, unabhängig von der Kostform (kohlenhydratarm oder fettarm).”

Andere Quellen (Thieme, Aktuelle Ernährungsmedizin) beziehen sich auf ein Experiment mit Nacktmäusen, denen menschliche Tumorzellen injiziert wurden: Zitat: “Eine ketogene (stark kohlenhydratreduzierte) Diät führt zu einer deutlichen Verzögerung des Tumorwachstums. Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass dem Tumor seine Hauptenergiequelle Glukose entzogen wurde, er aber Ketonkörper nicht optimal nutzen kann. Die nahezu identische Gewichtszunahme verdeutlicht, dass normale Körperzellen mit dieser Stoffwechselsituation durchaus auch langfristig zurechtkommen. Damit scheint die ketogene Diät als mögliche Option für eine Supportivtherapie geeignet.” Will sagen, dass die Diät mit wenigen Kohlenhydraten möglicherweise als Unterstützung bei der Krebsbehandlung geeignet ist.

Alle Versuche stützen sich auf den „Warburg-Effekt“: Anders als gesunde Zellen „vergären“ die meisten Tumorzellen den Zucker. Das heißt, sie verstoffwechseln ihn nahezu ohne Sauerstoff (anaerobe Glykolyse), selbst dann, wenn Sauerstoff zur Verfügung steht. Die Energieausbeute ist dadurch zwar um das 15-Fache geringer als durch eine normale Oxidation, das gleichen die Tumorzellen aber durch eine 20-30-fach höhere Aufnahme von Glucose aus, unabhängig vom Nahrungsangebot. Endprodukt dieser anaeroben Glykolyse ist Laktat, das gleichzeitig Schutzfunktionen für die Tumorzellen ausübt. Fette und deren Bausteine, die Fettsäuren, werden dagegen von Tumorzellen so gut wie gar nicht verwertet, während der Verbrauch von Protein um ein Vielfaches erhöht ist. (Quelle: www.ugb.de, leider ist dort in der Datei ein Druckfehler: ohne Sauerstoff wurde als „aerob“ bezeichnet)

Was bedeutet dies nun für die Ernährung meines kranken Hundes?

Hunde haben im Allgemeinen sowieso einen nur geringen Bedarf an Kohlenhydraten. Ihr Körper ist perfekt auf die Verdauung von Fleisch und Fett eingerichtet. Eine Reduzierung der Kohlenhydrate ist beim Hund also nicht schwierig. Zum Fleisch können Sie Ihrem Hund viele Gemüsesorten füttern (Karotten sind zum Beispiel gar kein Problem). Verzichten sollten Sie auf: Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Süßkartoffeln. Salat gehört zu den empfehlenswertesten Sorten. Beim Obst sind alle Beerensorten sehr gesund. Andere Obstsorten wie Äpfel, Pfirsich und Melone können auch in kleineren Mengen ins Futter gemischt werden. Damit erreichen Sie eine optimale Reduktion des Kohlenhydratanteils. Natürlich lassen Sie auch alle Getreide- und Pseudogetreidesorten weg. Der Fettanteil muss in diesem Fall erhöht werden, damit es nicht zu starken Gewichtsverlusten kommt.

Was außerdem bei menschlichen Krebspatienten reduziert werden sollte, ist Arachidonsäure (sie soll Entzündungen fördern). Diese findet sich hauptsächlich in Leber, Eigelb und Schweineschmalz. Inwieweit dies auch bei der Hundeernährung zutrifft, kann aufgrund des Mangels an entsprechenden Informationen leider nicht gesagt werden.

Ob diese radikale Verringerung von Kohlenhydraten Ihrem Hund wirklich bei einer Krebserkrankung hilft, ist aufgrund der widersprüchlichen Aussagen schwer zu sagen. Sicher ist, dass sich eine gesunde, naturnahe Kost immer positiv für den Patienten auswirkt. Auch viele der besonders für kranke Tiere empfohlenen Zusätze helfen dem Immunsystem, sich gegen Angriffe zu schützen.

Gute Futterzusätze sind in diesem Zusammenhang die sogenannten „Superfoods“. Sie sind natürliche Energie- , Mineral- und Vitaminversorger, die in letzter Zeit „neu“ entdeckt werden.

Es bleibt also, wie meistens, Ihre Entscheidung wie Sie Ihren Hund bei seiner Krankheit unterstützen. Vergessen Sie dabei nicht, dass auch die Psyche sehr stark beteiligt ist. Vermeiden Sie Stress! Auch die Genetik (darauf haben wir leider keinen Einfluss) spielt eine Rolle. Das wichtigste: Nach der Diagnose erst mal tief durchatmen und Ruhe bewahren. Damit helfen Sie sich und Ihrem Hund am meisten.